Die Ursprünge

Am 11. Oktober 1911 fanden sich in der alten Eberhardt'tschen Bahnhofswirtschaft unsere Gründerväter zusammen, um unseren Verein aus der Taufe zu heben. Oskar Ammann, Willi Göbel, Heinrich Ullrich, Richard Bengsch, Gustav Arend, Georg Leister und Wilhelm Bachmann tauften unseren Verein "Schießclub Gut Ziel". Rückblickend betrachtet hätte man den Verein auch Geselligkeitsverein oder Freundschaftsclub nennen können, denn in der Hauptsache pflegte man die Geselligkeit, und die Abende wurden in gemütlicher Stimmung bei einem guten Glas Bier und oft auch einer schön gebratenen Gans verlebt.

Zum Schießen gab es ein Luftgewehr, mit dem auf eine einfach an die Wand geheftete Zielscheibe geschossen wurde. Die damalige Munition waren Bolzen (die wieder benutzt werden konnten) und Bleikugeln.

Unter der Führung des damaligen 1. Vorsitzenden Albert Galewski erlebte unser Verein in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg regen Zulauf - eine ganze Reihe neuer Mitglieder meldete sich in dieser Zeit an.

Der Erste Weltkrieg zerstörte die Beschaulichkeit des  "Schießclubs Gut Ziel" abrupt: fast alle Vereinsmitglieder wurden zu den Fahnen gerufen; viele kehrten aus diesem Krieg nicht mehr heim. Die Vereinsarbeit ruhte bis zum 16. April 1919. Unter der Führung von Robert Kühn als 1. Vorsitzenden wurde die Vereinstätigkeit wieder aufgenommen und der "Schießclub Gut Ziel" in den "Schützenverein 1911" umgetauft. Unser Verein erlebte einen fulminanten Aufschwung, nicht zuletzt hervorgerufen durch seine geselligen Unternehmungen. Aus alten Unterlagen ist überliefert, dass im Juni 1919 anlässlich einer wunderbaren Wagenpartie mit einer Kapelle durch den Reinhardswald nach Hofgeismar sich mit einem Schlag 15 neue Mitglieder dem Verein anschlossen.

Und auch das Schießen kam nicht zu kurz: der Verein erwarb neue Gewehre und Zimmerstutzen. Geschossen wurde auf Schießständen, die im Saal der Gastwirtschaft Georg Ullrich, "Zum Hessischen Löwen", aufgestellt wurden. Dort waren die Schützen zwischenzeitlich heimisch geworden.

In den "goldenen 20er Jahren" des vergangenen Jahrhunderts musste unser Schützenverein auch schwere Zeiten überstehen. Hervorgerufen durch die politischen Strömungen entstanden innerhalb des Vereins unterschiedliche Meinungen und Richtungen, die schließlich zu einer Spaltung des Vereins und zum Austritt von 16 Mitgliedern führten. Das Vereinsvermögen musste aufgeteilt werden - die Ausscheidenden erhielten eine Abfindungssumme von 131,30 Mark. Für die damalige Zeit ein kleines Vermögen.

Hermann Krug übernahm in dieser kritischen Zeit die Verantwortung für den Verein und führte die verbliebenen 17 Mitglieder sicher durch ungewisses Fahrwasser. Im Jahr 1923 wehte dann ein neuer frischer Wind durch den Verein. Die Mitgliederzahl wuchs erneut und das regelmäßige Schießen mit dem Zimmerstutzen kennzeichnete die sportliche Entwicklung. Es wurden Konkurrenzschießen veranstaltet, bei denen es unseren Schützen immer wieder gelang, gute Resultate zu erzielen. Aus dieser Zeit sind uns einige wenige alte Urkunden erhalten, die davon zu berichten wissen.

Die Vereinsführung übernahm in der damaligen Zeit unser Schützenbruder Hermann Rosenberg, der die Geschicke unseres Vereins für eine lange Zeit erfolgreich lenken sollte. Unter seiner Federführung konnte unser Verein im Jahr 1927 zusammen mit dem Schwesterverein Diana und dem örtlichen Kriegerverein den im Hochwald der Eichhecke gelegenen früheren Scharfschießstand der Hahn'schen Fabrik für Optik und Mechanik pachten. Hier konnte auf 50- und 100-m-Bahnen geschossen werden. Aus unserer heutigen Sicht ein Glücksgriff der damaligen Vereinsführung, denn noch heute ist dieses Gelände im Wald hinter der Eichhecke das Domizil der Ihringshäuser Schützen.

Die sportliche und gesellschaftliche Verbindung mit den anderen Vereinen unseres Ortes wurde ebenfalls gepflegt - so berichtet es der damalige Bürgermeister Bickel, der ein freundlicher Kenner und Förderer unseres Vereins war, in seiner Gemeinde-Chronik von Ihringshausen aus dem Jahr 1960.

Im Jahr 1928 konnten sich die Ihringshäuser Schützen einen Traum verwirklichen, der schon lange durch die Köpfe geisterte: Die Anschaffung einer eigenen Vereinsfahne! Die Festschrift anlässlich der Fahnenweihe vom 28. Mai 1928 weiß zu berichten: "Der Wunsch, innerhalb des Vereins eine Vereinsfahne zu besitzen, war schon seit langer Zeit vorhanden. Der Wunsch ist nicht nur Illusion geblieben, er hat sich dank der Mitarbeit der Mitglieder verwirklicht. (...) Die Mitglieder sind stolz, eine Fahne zu besitzen, welche ihnen bei Festen wie auch bei Trauerfällen das Symbol der Einigkeit und des Zusammengehörigkeitsgefühls darestellt. Sie soll ihnen voranfliegen und den Weg anzeigen, der zum Wohle des Vereins, zur Freude der Mitglieder und zur Förderung des kollegialen Gedankens innerhalb der befreundeten Vereine einzuschlagen ist." - Gedanken, die auch in unserer heutigen Zeit ihren Sinn behalten haben.

Durch glückliche Fügung und den persönlichen Einsatz der Frau des langjährigen Mitglieds Jakob Behnke konnte diese Fahne in den wirren Zeiten vor und nach dem Zweiten Weltkrieg in Sicherheit gebracht werden und kann auch so der heutigen Generation Schützen stolz voranwehen.

 

In den Jahren von 1933 bis zum Kriegsausbruch schwankte auch unser Verein durch die Unbeständigkeit und die Wirren der damaligen Zeit. Übergangsweise führte Heinrich Krug (Bürgermeisters Henner) unseren Verein als 1. Vorsitzender, bis der Vereinsvorsitz 1939 wieder in die bewährten Hände von Hermann Rosenberg übertragen wurde.

 

1939 ist auch das Jahr, in dem die beiden Schützenvereine 1911 und Diana im Rahmen der Gleichschaltung "durch Tagesbefehl" wieder vereinigt wurden. Es ist dem Geschick und der Weitsicht damals aktiver Vereinsmitglieder wie Heinrich Schade und Jakob Behnke zu verdanken, dass unser Verein diese Zeit überlebte und so weiter bestehen konnte.

Zum zweiten Mal hatte der Schützenverein durch die schrecklichen Kriegsereignisse viele getötete Mitglieder zu beklagen. Nach dem politischen und militärischen Zusammenbruch des Deutschen Reichs musste die Vereinstätigkeit aufgrund des Besatzungsstatus erneut unterbrochen werden. Die vorhandenen Vereinswaffen wurden eingezogen und der Schießstand auf der Eichhecke wurde von der Besatzungsmacht "geschleift".