Auch mit 75 Jahren konnten die Ihringshäuser Schützen keine Ruhe geben. Unter der bewährten Führung von Wolfgang Krug, der 1983 die Verantwortung als 1. Vorsitzender übernahm, entwickelten wir uns weiter. Auf dem Programm stand die Anerkennung als „e.V.“, als im Vereinsregister eingetragener Verein. Ein ganz wichtiger Rechtsakt, der unseren Verein zur Rechtspersönlichkeit machte und allen Verantwortung Tragenden die Zentnerlast der privaten Haftung vom Herzen nahm. 1990 war es endlich soweit: Mit einer neuen Satzung beantragten wir die Anerkennung als eingetragener Verein. Das Amtsgericht Kassel gab unserem Antrag statt und trug uns unter der Nummer VR 2254 in das Vereinsregister ein.
Schießsportlich begann Ende der 80er Jahre eine Phase der Beruhigung und Sammlung – die aufgebaute Jugendgruppe reduzierte sich im Laufe der Jahre. Unser Nachwuchs wurde „flügge“ und Schule, Ausbildung und Beruf forderten ihren Tribut. So konnten wir nur noch wenige Mannschaften in die Wettkämpfe schicken – erfreulicherweise blieb uns der Erfolg treu. So konnte beispielsweise unser Schützenbruder Jörg Eymer sich in der Disziplin Armbrust (!) 10 m im Jahr 1988 mit einem 6. Platz bei den hessischen Meisterschaften für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren! – Der Traum und das Ziel eines jeden leistungsorientierten Schützens.
Ja, liebe Leserinnen und Leser, Sie haben richtig gelesen. Jörg Eymer qualifizierte sich in der Disziplin Armbrust für die Deutschen Meisterschaften. Seit damals gehört auch die Armbrust zu den Sportgeräten, mit denen wir unseren Sport ausüben. Und auch heute gibt es in unseren Reihen Schützinnen und Schützen, die das traditionelle und sehr anspruchsvolle Schießen mit der Armbrust betreiben. Eine schöne Ergänzung zu unseren Sportgeräten Luftgewehr, Luftpistole, KK-Gewehr, Freie Pistole und Sportpistole. Und eine Abrundung unserer sportlichen Möglichkeiten.
Eigentum verpflichtet und im Laufe der Zeit haben viele helfende Hände unser Schützenhaus renoviert, umgebaut, erneuert – alles, was erforderlich war, wurde in Eigenleistung und vor allem eigener Finanzierung auf die Beine gestellt. Und so stand in 1996 wieder einmal eine größere Maßnahme an: Unsere alte Theke hatte ihre Schuldigkeit getan und auch der Aufenthaltsraum bedurfte einer neuen Gestaltung. Unter der fachkundigen Leitung unseres damaligen Hauswarts und Schreiners Helmut Seitz wurde eine neue Theke entwickelt, die zu einem gemütlichen und bequemen Beisammensein einlud und noch heute Blickfang unseres Schützenhauses ist. In liebevoller Kleinarbeit wurde die alte Theke ausgebaut und es entstand ein neuer Zugang in unsere Küche. Eine komplette Getränkekühlung wurde installiert, Stellflächen für alle Getränke entstanden – und das frisch gezapfte Bier schmeckte an der neuen Theke nochmal so gut.
Und auch der Schießsport verpflichtete uns weiter. Unsere KK-Schießanlage, die aufgrund ihrer offenen Bauweise im Wettkampf keinen Schutz vor Wind und Wetter bot, war in die Jahre gekommen. Angesichts verschärfter Sicherheitsbestimmungen und Aspekten des Umweltschutzes machten wir uns Gedanken, wie wir uns für die Zukunft aufstellen wollten. Während der Wettkämpfe vergangener Jahre hatten wir eine Vielzahl von Sportstätten kennengelernt und in den Köpfen des einen oder anderen Schützen war ein Traum entstanden: Der Traum einer eigenen, überdachten KK-Schießhalle, die uns ein witterungsunabhängiges Schießen ermöglichte. In der Jahreshauptversammlung 1997 entschied die Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit, eine Kleinkaliber-Schießanlage 50 m und einen Pistolenstand 25 m zu bauen. In bewährter Weise fanden sich Schützen jeder Altersklasse in einem Bauausschuss zusammen, um gemeinsam die Planung dieser zukunftsweisenden Schießsportanlage voranzutreiben und umzusetzen. Die Erfahrungen des ersten Schießstandbaus 1962 veranlassten uns, von Anfang an einen sehr engen Kontakt zu Schießstandsachverständigen aufzubauen und zu halten, um unsere Vision Wirklichkeit werden zu lassen. So wurde in einer Vielzahl von Sitzungen ein Modell entwickelt, dass Anfang 1999 in einen Bauantrag mündete, den wir der Gemeinde einreichen konnten.
Für diesen Neubau veranschlagten wir Baukosten in Höhe von 350.000,00 D-Mark – eine enorme Summe, die wir nicht alleine stemmen konnten. Hier gilt unserem damaligen Vorstand Wolfgang Krug, Hermann Frodl, Dittmar Arend, Wolfgang Noderer und Bruno Schade ein herzliches Danke schön für ihren unermüdlichen Einsatz und ihr Bemühen, die öffentlichen Gremien für eine Förderung unserer Vision zu gewinnen. Der endgültige Finanzierungsplan sah so aus, dass wir etwa ein Drittel der Baukosten aus den Fördermitteln der Gemeinde Fuldatal, des Landkreises Kassel, des Landes Hessen und des Landessportbundes Hessen finanzieren konnten. Ein weiteres Drittel nahmen wir als Kredit bei unserer Hausbank auf und das letzte Drittel war unsere Muskelhypothek. Im August 1999 erhielten wir vom Bauamt die Baugenehmigung und mit der Jahrtausendwende, Anfang 2000, erteilten wir die ersten Bauaufträge für Fundament und Stahlgerüst.
Die Erfahrung der Baumaßnahmen der Vergangenheit kam uns bei diesem anspruchsvollen Projekt zugute, so dass wir uns mit Feuereifer auf die Erdarbeiten stürzten. Es galt, eine Fläche von fast 1.000 m² zu planieren und für die Fundamentierung vorzubereiten. Tatkräftiger Einsatz vieler Hände und „schweres Gerät“ brachten uns einen schnellen Erfolg, so dass am Ende des Jahres 2000 die Fundamentstreifen gelegt und das Stahlgerüst der Halle aufgestellt war.
Das Jahr 2001 überraschte uns mit einer neuen Aufgabe: Die vorhandene Heizung gab ihren Geist auf und musste schleunigst ausgetauscht werden. Aus den Sachzwängen heraus kamen so zu unseren Bauarbeiten noch Umbauarbeiten hinzu, denn der Standort der Heizungsanlage im Aufenthaltsraum musste verlegt werden – Zeitaufwand und Kosten, die so nicht eingeplant waren. Mit vereinten Kräften meisterten wir auch diese Herausforderung und auch unser Bau entwickelte sich erfreulich voran. Insbesondere das Engagement und das Wissen unserer „Altvorderen“ sollte sich zum Garanten für den erfolgreichen Bau entwickeln. In 2002 war dann der Rohbau unserer KK-Schießanlage abgeschlossen – wir konnten die Rohbauabnahme beantragen. Nach der Rohbauabnahme ging es dann daran, die Innenbereiche zu gestalten: Schießstände wurden eingebaut, der Abschussbereich gefliest und die Aufenthaltsräume ausgebaut.
Wieder einmal konnten die Ihringshäuser Schützen mit ihren eigenen Händen und einer großzügigen Unterstützung durch die öffentlichen Gremien Großes leisten – im wahrsten Sinne des Wortes: Am 13.02.2004 wurde eine Schießhalle von 60 m Länge, und 10 m Breite sowie daran angegliedert eine Pistolenhalle von 35 m Länge und 7 m Breite mit einer Gebäude-Höhe von 1 ½ Geschossen fertiggestellt. Am 04.03.2004 wurden diese neuen Schießanlagen ohne Beanstandungen oder Auflagen abgenommen, so dass die neuen Stände in Betrieb genommen werden konnten.
Und auch die schießsportlichen Aktivitäten dieser Zeit kamen nicht zu kurz. Nach dem Zerfall der „alten“ Jugendgruppe Ende der 80er Jahre übernahm Hermann Frodl neben seiner Tätigkeit als 2. Vorsitzender die Leitung der Jugendgruppe. Es gelang ihm, Jugendliche für unseren Sport zu begeistern und sie zu einer „schlagkräftigen“ Gruppe zu entwickeln, die die Tradition erfolgreichen Ihringshäuser Schießsports fortführen konnte. Die folgende Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit sondern soll einen kleinen Überblick über die Erfolge der damaligen Zeit geben:
1995 | Thomas Schade schießt im Hessischen E-Kader |
1996 | Lars Schneider – Hessischer Einzel-Meister Luftgewehr und Luftgewehr-3-Stellungen |
1996 | Lars Schneider – Deutscher Meister im Luftgewehr-3-Stellungen |
1996 | Thomas Schade und Lars Schneider schießen im Hessen-Kader Luftgewehr |
1998 | Hessische Meisterschaften Luftgewehr: Dennis Billen 1. Platz, Thomas Schade 2. Platz |
1998 | Angela Schneider – Hessische Meisterin Luftpistole |
1999 | Lars Schneider – Deutscher Meister KK-Gewehr 120 Schuss |
2001 | Thomas Schade und Lars Schneider nehmen an den Deutschen Meisterschaften teil |
2002 | Patrik Friedrich schießt im Hessischen Jugendkader |
2003 | Patrik Friedrich – Hessischer Meister Luftgewehr Jugendklasse |
2003 | Angela Schneider – 2. Platz Hessische Meisterschaften Luftpistole Juniorinnen |
Und auch in den Rundenwettkämpfen zeigten sich die Erfolge. So konnte die 1. Mannschaft Luftgewehr, bestehend aus Lars Schneider, Thomas Schade, Frank Jakob und Jörg Eymer (Bild links), in 1999 in die Regionalklasse aufsteigen. In der Wettkampfklasse KK-Standard gelang diesem Team im Jahr 2000 sogar der Aufstieg in die Oberliga Nord.
Unsere „Senioren“ ließen sich ebenfalls nicht lumpen – so konnten wir im Jahr 2004 Sabrina Giese und Norbert Koch zu den Deutschen Meisterschaften melden. Im Jahr 2008 gelang es unseren Schützen Lars Arend, Kai-Uwe Liebehenz, Klaus Marasus und Ernst Steppeler, in der Disziplin „Freie Pistole“ in die Oberliga Nord aufzusteigen. Damit sind sie die zur Zeit leistungsstärksten Schützen unseres Vereins, die regelmäßig mit tollen Erfolgen von Meisterschaften zurückkehren.